Farbe heute III – Druckhilfe Sonderfarben

Dort, wo die CMYK-Farbpalette bzw. das CMYK-Gamut seine Grenzen findet, beginnt das Reich der Sonderfarben. Diese Zuständigkeit teilen sich weltweit vor allem drei Farbmodelle: Das Pantone Matching System, der HKS-Farbfächer und die RAL-Farbe. Diese Farbpaletten bestimmen mit Hilfe besonderer Farbpigmente Farben, Farb-Eigenschaften und Untergründe, die nicht von den Skalenfarben berücksichtigt werden können. Aber auch Farben, die theoretisch im CMYK-Farbraum liegen, werden gerne mit Sonderfarben gedruckt, um die Toleranz der Farbabweichung möglichst gering zu halten. Denn, im Unterschied zu RGB, HSB und CMYK sind Schmuckfarben nicht geräteabhängig.

Warum Sonderfarben?

Stellen Sie sich an dieser Stelle einen sauberen Eimer vor, in dem unterschiedliche Farben und Pigmente verrührt werden, bis ein bestimmter Fabton erreicht ist. Ist die Farbe aufgebraucht und der Eimer leer, wird nach derselben Rezeptur in demselben Verhältnis erneut angemischt. Der Farbton bleibt immer gleich. Das Einzige, was ihn jetzt noch verändern kann, sind der Untergrund und mögliche Zusätze für spezielle Effekte. Beispiele solcher Effekte sind Neon- und Leuchtfarben, Metallic-Effekte, Rubbellosoberflächen, Spezialflächen bei der PIN-Zuweisung, Gold und Silber, aber auch lupenreines Deckweiß, das in seiner Reinheit über das Papierweiß hinausgeht. All diese außergewöhnlichen Möglichkeiten bieten Sonderfarben – was den Begriff „Sonderfarben“ selbsterklärend macht.

Diese Stabilität der Druckausgabe erklärt, weshalb Unternehmen in ihrem Corporate Design fast ausschließlich Sonderfarben berücksichtigen. Die Mischrezepturen verfügen über eine Genauigkeit bis zu Zehntelprozent-Anteilen. So werden die Produktionsschwankungen beim Logo-Druck fast vollständig verhindert. Dennoch ist es ratsam, Farbnuancen zu verwenden, die auch als Spektralfarben maximal identisch darstellbar sind, sobald absehbar ist, dass auch im klassischen Digitaldruck reproduziert werden soll. Also über Monitor und CMYK-Drucker. Der wohl größte Vorteil des Digitaldrucks ist hierbei übrigens eine kürzere Bearbeitungsdauer: Geht ein automatisierter CMYK-Mechanismus ans Werk müssen keine Vorrichtungen und Prozesse an die jeweiligen Farben und Layouts angepasst werden.

Um trotz Geräteeinstellungen die richtige Sonderfarbe anzuzeigen, werden Schmuckfarben als schriftlicher Code zusätzlich zur angelegten Grafik vermerkt. Um diesen Code zu definieren werden Farbfächer bzw. Farbbibliotheken verwendet. Um mittels CMYK-Simulation auf dem Bildschirm dennoch eine möglichst exakte Anzeige eines bestimmten Farbtons zu erhalten, behilft sich jeder, wie er kann: Der eine kauft diverse Farbfächer für bis zu 150€/Stück ein. Der andere rechnet über verschiedene Websites zwischen CMYK, Pantone, HKS und RAL hin und her. Der clevere Grafiker macht sich das Leben einfach: Als Mediengestalter weiß er, dass besonders verbreitete Bildbearbeitungsprogramme wie z.B. Adobe Photoshop Farbbibliotheken für Pantone, HKS und andere, weniger verbreitete Farbmodelle für Schmuckfarben enthalten. Über den Farbwähler lässt sich also sowohl RGB, HSB und CMYK, als auch Pantone, HKS etc. bestimmen, was ungemein bei der Bildbearbeitung hilft.

 

Professionelle Pantone

 

Seit er 1962 das Unternehmen “Pantone LLC” gekauft hat, entwickelt der ehemalige Pantone-Angestellte Lawrence Herbert ein eigenes System zur Farbauswahl. Sein Ziel – die Erleichterung der Farbkommunikation beim Druck. Und schon 1963 erscheint das “Pantone Matching System” – kurz PMS – auf dem Markt. Seine Grundlage: 14, bzw. inzwischen sogar schon 18 Basisfarben, die in unterschiedlichen Anteilen vermischt über 1755 Sonderfarben ergeben. In den kommenden Jahren wird das PMS von Maktführern wie Adobe Systems, der Corel Corporation etc. integriert und entwickelt sich zu dem Global Player, den wir heute kennen. Weniger bekannt und auch bei Adobe & Co. nur anteilig vertreten sind hingegen die beiden Erweiterungen des Pantone-Farbfächers: 2010 eine 336-farbige “Pantone Plus” Edition und 2012 eine 560-farbige “Pantone 50th Anniversary Edition”.

PMS-Farbcodes sind stets gleich aufgebaut. Sie beginnen mit dem Schlagwort  “PANTONE”. Darauf folgt ein Nummerncode oder – bei besonders verbreiteten Farben – eine begriffliche Angabe wie z.B. “Process Black” für den Wert, den wir aus dem CMYK inzwischen als (0,0,0,255) – also reinstes Schwarz – kennen. Am Ende steht ein Buchstabe für die verwendete Papiersorte: C für Coated bzw. glänzend beschichtet, U für Uncoated bzw. unbeschichtet und M für Matte bzw. matt. Wird nicht auf Papier gedruckt, geht man meist von einer beschichteten Oberfläche aus. Die größten Vorteile von PMS: Die regionale Verfügbarkeit der Farben muss nicht mehr berücksichtigt werden. Die Farben sind unkompliziert und in beliebiger Menge identisch reproduzierbar.

 

Heimische HKS

 

Im Grunde ist HKS deutschlandweit dasselbe, was Pantone weltweit ist – ein Farbanpassungssystem, das die getreue Nachempfindung bestimmter Farben ermöglicht und ihre Reproduktion vereinfacht. Dabei steht “HKS” als Warenzeichenverband für Hersteller von Druck- & Künstlerfarben: “Hostmann-Steinberg Druckfarben”, “Kast + Ehinger Druckfarben” und “H.Schmincke & Co.”, die seit 1968 gemeinsam HKS-Farben definieren. Vier HKS-Farbfächer bestimmen, wie die Farbwiedergabe abhängig vom Untergrund erscheint: HKS K für Kunst- und Buchdruck, HKS N für Naturpapier, HKS Z für Zeitungspapier und HKS E für die klassischen, scheinbar nicht endenwollenden Druckbahnen auf Endlosdruckpapier.

HKS-Farben lassen sich nur annähernd mit CMYK-Farben darstellen. Bereits bei der CMYK-Simulation weichen scheinbar gleiche Nummerncodes mit den unterschiedlichen Kennbuchstaben voneinander ab. Von einer RGB-Simulation sollte vollständig abgesehen werden, da RGB-Werte den HKS-Farbfächern nur Bruchstückweise angepasst werden können. Was bei Pantone noch zumindest ansatzweise möglich ist, führt bei HKS bereits zu immensen Missverständnissen. Im Unterschied zum PMS ist das HKS-System lediglich in Deutschland verbreitet. Zwar macht das diese Art Sonderfarben verhältnismäßig günstig, aber wer über die Grenzen des deutschen Staates hinauswill, wird vermutlich früher oder später auf Pantone umsatteln müssen.

 

RAL – Regenbogen

 

RAL-Farben sind eine weitere Farben-Norm, die von der RAL gGmbH, einer für Umweltzeichen und RAL-Farben zuständigen Tochter des deutschen RAL-Instituts, bestimmt werden. Namensgeber der RAL-Classic-Farben ist der Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen, der seit dem 23. April 1925 existiert und die deutsche Wirtschaft rationalisiert. 1927 wurde eine Tabelle von 40 Farben festgelegt, damit Lieferant und Kunde nicht mehr Materialmuster, sondern – seit 1940 – lediglich vierstellige Nummerncodes austauschen können. Somit ist die RAL-Normierung der älteste normierte Farbkatalog. Der Witterungsbeständigkeit der RAL-Farben ist es zu verdanken, dass der deutsche Staat – vor allem das Militär – hauptsächlich RAL-Farben verwendet. Einige im Zeitraum von 1939 bis 1944 eingeführten Farben wurden inzwischen aus dem RAL-Farbkatalog gestrichen.

Zunächst war die RAL-Palette nichts anderes, als eine Farbensammlung. Bis das RAL-Institut 1993 das RAL-Design-System auf den Markt brachte, das heute 1625 Farben einschließt und zwischen RAL-Classic und RAL-Effect unterscheidet. Die RAL-Design-Farben orientieren sich am CIELab-Farbraum von Dr. Ludwig Gall. Dieses berechenbare, kontinuierliche Farbmodell beschreibt unter Berücksichtigung von Farbmaßzahlen und Farbabständen alle wahrnehmbaren Farben. Die hauptsächlichen Vorteile dieses mathematischen Systems sind die Unabhängigkeit von Geräten und der Bezug zur Wahrnehmung, der auf Standard-Lichtbedingungen aufbaut.

Zum heutigen Zeitpunkt ist diese überschaubare Palette auf 420 Uni- und 70 Metallic-Farbtöne erweitert worden, die auf wasserlöslichen Lacken basieren und in zwei Darstellungen existieren: Das Farbregister RAL 840-HR mit einer matten Oberfläche und das Farbregister RAL 841-GL mit einer glänzenden Oberfläche. Von der heutigen Konkurrenz unterscheidet sie vor allem, dass ihre Farbtöne umweltfreundlich und wetterfest herstellbar sein müssen. Außerdem müssen sie über eine sehr hohe Deckkraft verfügen und einen deutlichen Unterschied zu bisher bestehenden Farben aufweisen. Gerade die Berücksichtigung ökologischer Aspekte qualifiziert sie besonders für den aktuellen Markt.

 

Sie sehen: Die moderne Welt von Druck und Design hält für Sie einige Hilfestellungen. Und das alles nur, damit Sie sich beim nächsten Flyerdruck oder der nächsten Werbeartikel-Bestellung nicht frustriert wünschen müssen, mit der Tomate, deren Farbe Sie für Ihr Logo gewählt haben, nach Ihrem Drucker oder Kundengeschenke-Lieferanten zu werfen. Und sollten Sie auf Ihren Farbwunsch hin bei der nächsten Bestellung nach Pantone-Werten oder einer Überprüfung der Farbangaben gefragt werden, wissen Sie: Sie müssen keine Angst haben. Der Drucker oder Grafiker will Ihnen nichts Böses. Er will nur wissen, um welchen Farben es geht, damit er Ihre Wünsche vollständig erfüllen kann.

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