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  • Posted 23. März 2017

Druckverfahren I – Der Siebdruck

Wollen Sie Werbeartikel bedrucken lassen, stehen Sie spätestens bei der Bestellung vor der Wahl, für welches Verfahren der Veredelung Sie sich entscheiden möchten. Oft kommt es vor, dass bestimmte Druckverfahren für bestimmte Werbeartikel gar nicht erst zur Verfügung stehen. Oder, dass ich Druckverfahren preislich deutlich voneinander unterscheiden. Oder, dass Sie sich bei der Motivwahl auf eine bestimmte Anzahl an Farben beschränken müssen. Oder, dass bestimmte Veredelungstechniken einer sehr hohen Datenqualität bedürfen.

Dennoch dienen diese Faktoren nicht dazu, Sie zu irritieren oder zu nerven, sondern dazu, Ihnen eine qualitativ maximal hochwertige Werbeanbrigung zu ermöglichen. Um das zu verdeutlichen haben wir für Sie eine Serie ausführlicher Artikel über die verschiedenen Druckverfahren zusammengestellt, denen Sie in unserem Webshop begegnen. Der aktuelle Artikel ist dem Siebdruck gewidmet.

Die Fragen, die in Verbindung mit diesem Druckverfahren aufkommen, ähneln sich meist: “Wieso kann man höchstens 4 Farben drucken?” “Warum kostet jede Farbe einzeln?” “Wofür muss ich ‘Druckkosten’ zahlen und warum werden die pro Motiv und Farbe berechnet?” “Vektordaten? Warum nicht einfach ein CMYK-Bild?” Um diese Fragen zu beantworten wollen wir Ihnen einen Einblick in das Druckverfahren ‘Siebdruck’ verschaffen. In diesem Artikel erfahren Sie, was Siebdruck ist, wie er funktioniert, welche Vor- und Nachteile er hat und, wieso man vor allem bei Werbe-, Textil- und Industriedruck so gerne auf dieses Druckverfahren zurückgreift.

Siebdruck – Was ist das?

Siebdruck – auch “Durchdruck” genannt – ist neben Hochdruck, Tiefdruck und Flachdruck (meist als ‘Offsetdruck’ bekannt) eines der vier historisch meist verbreiteten Druckverfahren. Dabei handelt es sich um ein direktes Druckverfahren: Die Farbe wird nicht erst auf ein Farbträger-Instrument, sondern gleich auf die Zieloberfläche aufgetragen.

Die Abstammung des Siebdrucks ist zweideutig: Zum einen ähnelt er der jahrhundertealten japanischen Schablonen-Drucktechnik ‘Katazome’. Hierbei wurden ausgeschnittene Schablonen, sogenannte ‘Katagami’, auf das zu bedruckende Textil gelegt und der Farbstoff mit einer Bürste in den zu bedruckenden Stoff eingerieben. Zum anderen experimentierten Schildmaler um 1900 sowohl in den USA als auch in Europa mit Schablonen aus ‘Seidengaze’ – einem in Europa hergestellten Gewebe, durch das in Mühlen damals Mehl gesiebt wurde. 1918 patentierte das in San Francisco ansässige Unternehmen ‘Selectasine’ die siebdruck-typische Schablonenproduktion und den Mehrfarbendruck und schaffte somit eine Grundlage für den weltweiten Durchbruch des Siebdrucks zwischen 1920-1930.

Heute wird Siebdruck hauptsächlich in drei Bereichen angewandt:

– Grafik: Auf Plakaten, Werbebannern, Giveaways, CDs, DVDs etc. Kaum jemand weiß, dass sogar die ‘Rubbelfarbe’ im Siebdruck-Verfahren auf Rubbellosen angebracht wird.

– Industrie: Im Siebdruck entstehen solche Drucke wie Tastaturaufkleber, Leiterplatten, Herdplattenmuster, Solarzellen etc.

– Textil-Branche: Muster sämtlicher Textilien für Bekleidung, Innenraumausstattung und Dekoration entstehen im Siebdruck-Verfahren. Das gilt sogar für robuste, stabile Materialien wie z.B. Teppich.

Man darf also behaupten, dass jeder von Ihnen mit Sicherheit mindestens ein halbes Dutzend Produkte besitzt, die im Siebdruck-Verfahren veredelt wurden.

Sobald Sie Kundengeschenke bestellen und diese im Siebdruck veredeln lassen stoßen Sie in Ihrer Rechnung auf den Punkt ‘Vorkosten’ – häufig auch ‘Drucknebenkosten’ genannt. Dieser Begriff umfasst jeglichen Aufwand, der im Zusammenhang mit dem Druck entsteht: Zeit, Material, Arbeitsschritte, etc.. Vollkommen plausibel erscheint dieser Punkt erst, wenn man sich ein wenig mit dem Siebdruck-Verfahren auseinandersetzt.

Was gehört dazu?

Der Ablauf eines Siebdruckverfahrens lässt sich kurz beschreiben: Man nimmt ein sogenanntes ‘Sieb’ – einen Rahmen, der mit einem feinmaschigen Gewebe bespannt ist – und lege ein Motiv auf. Beschichtet ist das Gewebe mit einer UV-empfindlichen Schicht. Man belichtet dieses Sieb in einem ‘Belichtungsgerät’, sodass die Kopierschicht an den Stellen, die von dem Motiv verdeckt sind, wasserlöslich bleibt. Dann wird die entstandene Schablone ausgewaschen, um die ungehärtete Beschichtung zu entfernen. Kleinere Fehler können mit einem ‘Siebauffüller’ korrigiert werden.

Dann wird gedruckt: Das Sieb wird ‘geflutet’ – auf ihm wird eine Farbe verteilt. Mit einem Abreiber – einer ‘Gummirakel’ – wird sie dann durch das Sieb auf die darunter fixierte Zielfläche ‘gerakelt’ bzw. gestrichen. Anschließend kann das Sieb mit Hochdruckreiniger und speziellem Reinigungsmittel entschichtet, entfettet und wiederverwendet werden.

Was auf den ersten Blick recht einfach erscheinen kann, hat in Wirklichkeit einige Nuancen und Tücken. Hier sind einige der Faktoren, die besonders beachtet werden müssen:

Das Sieb

Die Gewebeart

Bis etwa 1950 bestand das Gewebe aus Seide. Heute besteht es – nicht zuletzt aus Kostengründen –  in 90% aller Fälle aus Polyester. Denn das ist stark dehnbar und nimmt keine Flüssigkeit auf. Für Druck auf Keramik oder unebenen Oberflächen nutzt man oft elastischeres, aber saugfähigeres Nylon (bzw. Polyamid). Für Etikettendruck – ‘Screeny’ – eine neuartige, rostfreie Version des Stahlgewebes, das zwar spannbar, aber knickempfindlich und teuer ist. Für Textildruck – feine Wabenplatten namens ‘Rotamesh’. Je nach Zieluntergrund und Anspruch wird außerdem unterschiedliche Gewebefeinheit, Fadenstruktur und Fadendicke bevorzugt, von denen wiederum die Belichtungszeit und vieles weitere abhängt.

Die Gewebefarbe

Auch die Farbe des Gewebes ist für den Druck bedeutend: Eine präzise Belichtung des Siebes erfordert nicht nur ein gestochen scharfes Motiv. Das Material muss exakt reflektieren, damit die Kopierschicht auf dem Sieb originalgetreu aushärtet. Andernfalls erscheinen bestimmte Elemente zu hell, zu blass, zu grob, zu fein oder verschwinden gleich ganz aus dem Motiv. Weißes oder ungefärbtes Gewebe z.B. reflektiert zu ungenau, gelbes Gewebe – nur gelbes Licht etc.

Der Rahmen

Siebdruckrahmen bestehen üblicherweise aus Holz, Aluminium oder Stahl. Rahmen aus Holz verziehen sich bei Feuchtigkeit, weshalb man sie fast nur bei Hobbydruckern findet. Aluminium ist leicht und rostfrei, Stahl allerdings stabiler, weshalb für Industrie-Siebdruck meist Stahlrahmen verwendet werden.

Die Belichtung

Lichtfarbe

Im Physikunterricht lernt man, dass Licht in Form von Wellen existiert. Je nach Lichtfarbe unterscheidet sich die Länge und Lichtintensität dieser Wellen. Daher wirkt bestimmtes Licht übrigens aggressiv und kalt und andere weich und warm. Wird bei der Belichtung falsches Licht gewählt, wird das Motiv falsch auf das Sieb übertragen.

Belichtungsart

Zur Belichtung des Siebes können verschiedene Verfahren verwendet werden. Unterschieden werden sie generell in direkte oder indirekte Schablonenherstellung. Direktschablonen entstehen direkt auf dem Gewebe. Mit Vakuum saugen Belichtungsgeräte das Sieb für stabileren Halt mit dem Film zusammen an eine Glasplatte. Projektionsbelichtung beschreibt eine kontakt- und filmlose, hochempfindliche Projektion à la Diashow. Im digitalen Computer to Screen-Verfahren wird wie beim heimischen Tintenstrahldrucker Flüssigwachs oder lichtundurchlässige Tinte auf das Sieb aufgetragen. Je nach Verfahren variiert die Lichtquelle. Je nach Lichtquelle variiert die Belichtungszeit.

Bei Indirektschablonen wird die Kopierschicht direkt auf dem lichtempfindlichen Film belichtet und erst danach – bereits ausgeschnitten – auf das Gewebe übertragen. Da sie allerdings teuer sind, schlecht haften und empfindlich gegenüber Flüssigkeit sind, werden Indirektschablonen nicht für hohe Druckauflagen verwendet.

Sie sehen selbst, wie viele Möglichkeiten der Siebdruck bietet und, wie viele Faktoren sein Ergebnis beeinflussen können. Um Ihnen die diesbezügliche Entscheidung ein wenig zu erleichtern, haben wir für Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile von Siebdruck zusammengestellt.

Warum Siebdruck?

Fragen Sie sich, ob Siebdruck bei der Veredelung unterschiedlicher Werbemittel empfehlenswert ist? Dann ist die Antwort ein klares… Jain. Denn eine Empfehlung hierzu basiert, wie Sie bereits selbst wissen, nicht auf dem Preis allein.

Wie jedes andere Druckverfahren auch, hat Siebdruck seine Vorteile und seine Nachteile:

Vorteil 1: Flexibilität

Im Siebdruck-Verfahren können viele unterschiedliche Materialien bedruckt werden: Papier, Pappe, Holz, Keramik, Glas, Kunststoffe, Textilien uvm. Neben glatten Flächen können im Siebdruck auch unebene und dreidimensionale Formen bedruckt werden. Dabei kann das Motiv von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern messen.

Vorteil 2: Deckkraft

Ein Sieb wird nicht unbedingt einmal geflutet, sondern so oft, wie notwendig. Farbe kann also mehrschichtig und bis zur erwünschten Farbschichtdicke aufgetragen werden. Besonders bemerkbar macht sich das bei dem Druck weißer Farbe auf dunklen Untergrund.

Vorteil 3: Trockenzeit

Vor allem bei Siebdruck auf Papier oder Pappe wird mit acrylbasierter Farbe gedruckt. Das verkürzt nicht nur die Trockenzeit, sondern reduziert auch die Gefahr einer nachträglichen Verwischung.

Vorteil 4: Handhabung

Vor allem in der Industrie zahlt sich aus, dass es im Siebdruck-Verfahren nicht nur Handsiebdruck oder halbautomatische Drucktische, sondern auch vollautomatische Industrie-Siebdruckmaschinen gibt. Das spart einer Siebdruckerei viel Aufwand und Ihnen – die entsprechenden Unkosten.

Nachteil 1: Datenaufbereitung

Soll im Siebdruck gedruckt werden, wird besonders auf die Qualität der Daten geachtet: Hier sind Vektordaten gefragt. Wer keine hat, kann auf den Kleine & Jockers Grafikservice zurückgreifen. Doch auch hier sind hoch aufgelöste Bilddaten gefragt (min. 300 dpi). Schlecht aufgelöste, meist aus dem Internet abgespeicherte Images (meist 72 dpi) sind hierfür ungeeignet. Zudem entscheiden Sie im Vorfeld, wieviele Farben Ihr Motiv enthalten wird. Üblicherweise lässt die Höchstzahl von 4-5 Farben keine Farbverläufe zu.

Nachteil 2: Drucknebenkosten

Pro einen Siebdruck-Durchgang kann immer nur eine Farbe und ein Motiv aufgetragen werden. Sollte ein Motiv in mehreren Farben gedruckt werden, muss das Sieb trotzdem aufwändig von der vorherigen Farbe gereinigt werden. Jeder Motivwechsel ist gleichzeitig mit der Erstellung eines neuen Siebes, also mit einem neuen Druckvorgang verbunden. Das erklärt übrigens auch, weshalb der Siebdruck pro Farbe und pro Motiv berechnet wird und, warum in den meisten Fällen höchstens vierfarbig gedruckt wird.

Nachteil 3: Farbbegrenzung

Da jede Farbe einzeln aufgetragen werden muss ist die Menge der Farben, die im Siebdruck für jeweils ein Motiv verwendet werden, meist auf 4 oder 5 Farben begrenzt.

Nachteil 4: Herstellungsdauer

Aufgrund der recht umständlichen Vor- und Nachbereitung eines Siebdrucks bedarf ein Siebdruck-Prozess einer bestimmten Zeit. Da außerdem die einzelnen Farbschichten sorgfältig nacheinander aufgetragen werden, ist die Druckgeschwindigkeit von Siebdruck ziemlich langsam.

Wir hoffen, dass wir Ihnen die Hintergründe des Siebdrucks ein wenig näher bringen konnten. Freuen Sie sich auf den nächsten Teil unserer Serie “Druckverfahren”!

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